Kunst und Kultur in Lateinamerika - Panamas historische Werte

Historische Werte als Fundament der kulturellen Identität

In Panama offenbart sich die faszinierende Geschichte Lateinamerikas durch zahlreiche gut erhaltene Kulturgüter, die über Jahrhunderte hinweg Zeugnis ablegen. Die beeindruckenden Ruinen der präkolumbianischen Zivilisationen, wie die der Coclé-Kultur, zeigen eine bemerkenswerte Verbindung zwischen Mensch und Natur. Ihre kunstvollen Keramiken und Metallarbeiten illustrieren nicht nur handwerkliches Können, sondern auch die spirituelle Bedeutung, die diesen Objekten zukam. Diese historischen Werte sind keine bloßen Relikte der Vergangenheit, sondern prägen bis heute das kulturelle Selbstverständnis der Bevölkerung und stehen stellvertretend für eine tiefe Verwurzelung in einer vielschichtigen Geschichte.

Ein Blick auf die lebhaften Straßen von Casco Viejo, Panama-Stadt, einem UNESCO-Weltkulturerbe, das für seine historische Architektur und kulturellen Werte bekannt ist.

Kulturguterhaltung als Herausforderung und Chance

Die Erhaltung von Kulturgütern in Lateinamerika, insbesondere in Panama, stellt eine komplexe Herausforderung dar, da Umweltfaktoren wie hohe Luftfeuchtigkeit und tropische Stürme den Zustand von Bauwerken und Artefakten erheblich bedrohen. Gleichzeitig birgt die Kulturguterhaltung eine immense Chance für das Land: Sie fördert den nachhaltigen Tourismus und schafft Arbeitsplätze, die sowohl die lokale Bevölkerung als auch internationale Besucher ansprechen. Projekte wie die Restaurierung des historischen Viertels Casco Viejo in Panama-Stadt stehen beispielhaft für erfolgreiche Initiativen, die Kultur bewahren und ökonomische Entwicklung miteinander verbinden.

Förderung und internationale Zusammenarbeit

Die Zusammenarbeit zwischen lokalen Institutionen, nationalen Behörden und internationalen Organisationen spielt eine wesentliche Rolle bei der Sicherung des kulturellen Erbes in Panama. UNESCO-Welterbestätten wie der Nationalpark Darién zeigen, wie globales Engagement dabei hilft, die Einzigartigkeit dieser Regionen zu bewahren. Zudem fließen verstärkt Mittel in Bildungsprogramme, die das Bewusstsein für den Wert von Kulturgütern bei jüngeren Generationen stärken. Solche Maßnahmen garantieren, dass diese historischen Schätze nicht nur erhalten bleiben, sondern als lebendige Bestandteile der Identität und Geschichte Panama’s weitertragen werden.

Die Wurzeln der lateinamerikanischen Kunst

Die Kunst Lateinamerikas wurzelt tief in einer Vielzahl von Traditionen, die bis in die präkolumbianische Zeit zurückreichen. Vor der Ankunft der Europäer entstanden in Regionen wie dem heutigen Panama komplexe Kulturen, die hohe künstlerische Werte schufen, die bis heute geschätzt werden. Die kunsthandwerklichen Fähigkeiten der indigenen Völker spiegeln sich in geschnitzten Objekten aus Jade, Stein und Gold wider, deren symbolische Bedeutung die Weltanschauung und Spiritualität jener Zeit dokumentiert. Besonders die sogenannten Diquís-Skulpturen Panamas, mit ihren charakteristischen Rundköpfen, sind herausragende Zeugnisse dieser Epoche. Diese Kunstwerke sind nicht nur archäologische Artefakte, sondern lebendige Ausdrucksformen eines tief verwurzelten kulturellen Erbes, dessen Erhaltung bis heute eine zentrale Rolle spielt.

Zusätzlich zu den materiellen Errungenschaften entwickelte sich in den indigenen Kulturen eine reiche mündliche und rituelle Tradition, die das visuelle Kunstschaffen verstärkte. Körperbemalungen, Textilkunst und Gefäßdekorationen dienten nicht nur ästhetischen Zwecken, sondern hatten auch soziale und religiöse Funktionen. Diese Elemente bilden die Grundlage einer fortwährenden kulturellen Identität, die viele Gemeinschaften in Lateinamerika, insbesondere in Panama, aktiv bewahren. Dabei stehen sie vor Herausforderungen durch Modernisierung und Globalisierung, die eine Balance zwischen Tradition und zeitgenössischer Entwicklung erforderlich machen.

Die nachhaltige Kulturguterhaltung in Lateinamerika konzentriert sich heute stark darauf, diese indigenen Kunstformen zu schützen und sichtbar zu machen – sei es durch Museen, Schutzprogramme oder internationale Kooperationen. Dabei zeigt sich, dass die Wiederentdeckung und Wertschätzung dieser Kunstwerke auch ein Mittel zur Stärkung der kulturellen Selbstbestimmung indigener Völker ist. Panamas vielfältiges kulturelles Erbe ist ein Beispiel dafür, wie historische Werte nicht nur bewahrt, sondern aktiv in die Gegenwart getragen werden können.

Ausstellung kuratierter indigener Textilien in dem MuMo-Museum in Panama, die reiche kulturelle Traditionsgeschichte der Region reflektiert.


Indigene Einflüsse und deren Vermächtnis

Die indigenen Völker Lateinamerikas hinterließen einen unauslöschlichen Stempel auf der kulturellen Landschaft der Region. Auf dem Gebiet des heutigen Panama beispielsweise war die Kunst vor allem geprägt durch die Präzisionsarbeit in Gold- und Keramikhandwerk, die ihre soziale und spirituelle Bedeutung weit über das reine Dekorative hinaus aufwies. Metallarbeiten wie die sogenannten „Ollas“ und komplexe Keramiken zeugen von einem ausgefeilten Verständnis materieller Eigenschaften und symbolischer Ausdrucksweisen. Viele dieser Arbeiten sind zudem eine Brücke zu den Mythologien und sozialen Strukturen der damaligen Zeit.

Darüber hinaus umfasst das indigene künstlerische Erbe eine Vielzahl an Formen, die weit über die visuelle Kunst hinausgehen: Musik, Tänze, sowie Orale Erzähltraditionen spielen eine zentrale Rolle. Das Vermächtnis dieser Kulturen lebt in den heutigen Gemeinschaften weiter, die traditionelle Techniken bewahren und in kunsthandwerklichen Produkten mit modernen Einflüssen vereinen. In Panama etwa engagieren sich indigene Gruppen aktiv in der Bewahrung ihrer Sprachen und Riten, während sie gleichzeitig Kunstwerke schaffen, die ihren Platz in der globalen Kunstszene behaupten.

Als unmittelbare kulturelle Trägererinnen schaffen indigene Künstlerinnen und Künstler so eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die ein lebendiges kulturelles Gedächtnis ermöglicht. Dabei zeigen viele Beispiele, wie das indigene Erbe nicht nur als museale Erinnerung, sondern als dynamischer, gestaltender Faktor im heutigen Lateinamerika verstanden wird. Ihre Kunst fungiert als Ausdruck von Widerstand, Identität und kollektiver Erinnerung, die zentrale Impulse für die Kulturguterhaltung und die Entwicklung neuer kultureller Narrativen geben.

Koloniale Prägungen und deren kulturelle Synthese

Mit der Ankunft der europäischen Kolonisatoren im 16. Jahrhundert begann eine neue Phase der kulturellen Entwicklung, die geprägt war von tiefgreifenden Umbrüchen und Vermischungen. In Panama etwa hinterließ die spanische Kolonialzeit deutliche Spuren, vor allem in der Architektur, in der religiösen Kunst und in der Textilherstellung. Kirchen mit barocken Altären aus dunklem Holz, die vielfach mit Gold verziert sind, illustrieren die Vermischung indigener Darstellungstraditionen mit europäischen Symbolwelten. Diese Synthese manifestierte sich auch in der Bildhauerei und Malerei, wo lokale Künstler europäische Techniken adaptieren und mit eigenen Symbolen anreichern.

Die architektonische Vielfalt Panamas, unter anderem sichtbar in kolonialen Städten wie Panamá Viejo und Casco Viejo, spiegelt diese kulturelle Verbindung wider. Man erlebt eine Baustil-Kombination, die spanische Kolonialmerkmale mit einheimischen Baumaterialien und handwerklichen Elementen verbindet. Zugleich zeigt die koloniale Kunst die komplexen sozialen Hierarchien der damaligen Zeit, indem sie oftmals als Instrument des religiösen und politischen Einflusses genutzt wurde. Die kulturelle Synthese führte so zu einer neuen, eigenständigen ästhetischen Sprache, die bis heute das künstlerische Selbstverständnis der Region prägt.

Über die reine Form hinaus war die koloniale Ära auch eine Zeit intensiver kultureller Aushandlungen, in denen indigene und afrikanische Einflüsse eine unterschwellige, aber bedeutende Rolle spielten. So entwickelten sich viele Kunstformen, die heute als emblematisch für die multikulturelle Identität Lateinamerikas gelten – wie etwa die Verbindung sakraler Motive mit afrikanischen Rhythmen oder die Mischung symbolträchtiger Farben und Muster in Textilien. Diese kulturelle Synthese stellt eine fundamentale Grundlage für die heutige Kunstszene Panamas und anderer lateinamerikanischer Länder dar, die sich durch Vielfalt, Komplexität und historisches Bewusstsein auszeichnet.

Insbesondere die koloniale Kunstschöpfung in Panama fungiert als Spiegel gesellschaftlicher Transformationen und dient heute als bedeutendes Forschungsfeld für die Kulturguterhaltung. Die Verbindung indigener, europäischer und afrikanischer Elemente eröffnet ein facettenreiches Panorama, das das Verständnis über Identität und historische Kontinuitäten in Lateinamerika maßgeblich beeinflusst.

Panama als kulturelles Kreuzungspunkt

Die geografische Lage Panamas als Verbindung zwischen Nord- und Südamerika sowie die Kontrolle über die lebenswichtige Meeresstraße des Panamakanals haben das Land zu einem wahren kulturellen Schmelztiegel gemacht. Schon lange vor dem Bau des Kanals war das Gebiet von unterschiedlichen indigenen Völkern bewohnt, deren Traditionen und Sprachen das Fundament der panamaischen Identität bilden. Später beeinflussten europäische Kolonialmächte, afrikanische Sklaven und asiatische Migranten in erheblichem Maße die kulturelle Vielfalt des Landes. Dieses Nebeneinander unterschiedlicher Kulturen führte zu einer einmaligen Verschmelzung von Bräuchen, Kunstformen und kulinarischen Spezialitäten, die Panama bis heute prägen.

Der Handel und die Migration brachten zahlreiche Einflüsse aus aller Welt in dieses zentrale Transitland, wodurch eine dynamische städtische Kultur entstand, besonders in der Hauptstadt Panama-Stadt. Dort trifft modernes Stadtleben auf koloniale Architektur und traditionelle Märkte, während verschiedene ethnische Gemeinschaften ihre Geschichte und Kunst weiterhin lebendig halten. Dies macht Panama zu einem Knotenpunkt der kulturellen Begegnung, der weit über die Grenzen Lateinamerikas hinaus Bedeutung besitzt. Die multikulturelle Gesellschaft und das Erbe indigener Gemeinschaften wirken als lebendige Zeugnisse der komplexen, historischen Entwicklung des Landes.

Auch die Bewahrung und Pflege dieses kulturellen Reichtums hat in Panama einen hohen Stellenwert. Diverse Organisationen und Initiativen setzen sich dafür ein, Kulturgüter zu schützen und Traditionen zu bewahren, sei es durch die Restaurierung kolonialer Bauten oder durch das Dokumentieren von mündlich überlieferten Geschichten. Dabei spielen nicht nur nationale Institutionen eine Rolle, sondern auch die indigene Bevölkerung, die zunehmend ihre Rolle als Hüter ihrer eigenen kulturellen Werte und Wissensschätze anerkennt und stärkt.

Historische Entwicklung und der Einfluss der Kanalbauzeit

Der Bau des Panamakanals markiert einen Meilenstein in der modernen Geschichte Panamas und wirkte sich tiefgreifend auf die gesellschaftliche und kulturelle Landschaft aus. Die internationale Großbaustelle zog tausende Arbeiter aus der Karibik, Europa, den USA und Asien an, was zu einer bislang ungekannten multikulturellen Diversität führte. Diese Arbeiter brachten nicht nur unterschiedliche Sprachen und Traditionen mit, sondern beeinflussten auch die Entwicklung der lokalen Musik, Küche und sozialen Strukturen nachhaltig. Die Afro-karibische Bevölkerung entwickelte beispielsweise den Panamanian Calypso, der bis heute ein wichtiger Teil der musikalischen Identität des Landes ist.

Während der Kanalbauzeit wandelte sich Panama von einer weitgehend kolonial geprägten Gesellschaft zu einem industriellen Knotenpunkt internationalen Handels. Dies förderte das Wachstum moderner urbaner Zentren, aber auch soziale Spannungen und Herausforderungen, etwa durch ungleiche Arbeitsbedingungen und Rassismus gegenüber den Arbeitsmigranten. Die Folgen dieser Periode sind daher ambivalent: Einerseits schuf sie wirtschaftliche Dynamik und kulturelle Vielfalt, andererseits prägte sie ein Bewusstsein für soziale Ungerechtigkeit und die Bedeutung von Solidarität unter den verschiedenen Bevölkerungsgruppen.

Das kulturelle Erbe dieser Zeit zeigt sich heute nicht nur in Form von Architektur und Denkmälern, sondern auch in Festen und Gedenktagen, die den Bau und die Bedeutung des Kanals würdigen. Die Erinnerung wird aktiv gepflegt, damit die komplexen sozialen und kulturellen Prozesse jener Ära nicht in Vergessenheit geraten. Museen wie das Kanal Museum in Panama-Stadt bieten umfassende Einblicke in die technische Meisterleistung und die menschlichen Geschichten hinter dem gigantischen Bauprojekt, während lokale Initiativen die Stimmen der Arbeitergenerationen und ihrer Nachkommen hörbar machen.

Heutige kulturelle Ausdrucksformen und Feste in Panama

Das kulturelle Leben Panamas zeichnet sich heute durch eine lebendige Mischung traditioneller und moderner Ausdrucksformen aus, die die verschiedenen Einflüsse der Geschichte widerspiegeln. Die musikalische Szene reicht von traditionellem Conga- und Tamborito-Rhythmus bis hin zu zeitgenössischem Reggaeton, dessen bedeutendster Vertreter wohl Sänger wie Sech bilden. Feste wie das „Carnaval de Panamá“, das jedes Jahr am Vorabend der Fastenzeit gefeiert wird, verbinden farbenprächtige Paraden mit der Darstellung panamaischer Geschichte, Bräuche und sozialer Themen. Diese Festivität zieht sowohl Einheimische als auch internationale Besucher an und unterstreicht Panamas Rolle als kultureller Schnittpunkt.

Ein weiteres bedeutendes Fest ist der „Festival de la Mejorana“ im Westen Panamas, der besonders die Traditionen der ländlichen Bevölkerung hervorhebt. Dort spielen Handwerkskunst, Folkloretänze und die Mejorana-Gitarre eine zentrale Rolle – ein Instrument, das als kulturelles Symbol gilt. Gleichzeitig bieten lokale Kunstgalerien und Theater in Panama-Stadt Raum für junge Künstler, die aktuelle gesellschaftliche Fragen thematisieren und internationale Trends auf eigenständige Weise interpretieren. Diese Verschmelzung von Tradition und Innovation macht das kulturelle Panorama Panamas einzigartig und stetig im Wandel.

Neben den großen Festen und neuen Kunstformen stärken Gemeinschaften und indigene Gruppen ihre Kultur ebenfalls durch Bildungsprogramme und den Erhalt von Sprache sowie Kunsthandwerk. So wird Kultur nicht nur als reine Präsentation verstanden, sondern als lebendiges Gut, das Identität stiftet und gesellschaftlichen Zusammenhalt fördert. Das zeigt sich besonders in der Zusammenarbeit zwischen städtischen Zentren und ländlichen Regionen, wo traditionelles Wissen und moderne Impulse miteinander verbunden werden.

Zusätzlich zu den umfangreichen Feierlichkeiten sind in Panama zahlreiche kleinere lokale Feste und rituelle Veranstaltungen erhalten geblieben, die oft einzigartige Einblicke in die regionalen Besonderheiten geben. Diese Festivitäten vereinen Musik, Tanz und gastronomische Spezialitäten und stärken das Bewusstsein für die unterschiedlichen kulturellen Wurzeln innerhalb der panamaischen Bevölkerung. Die staatliche Förderung solcher Events sowie Initiativen zur Kulturgütererhaltung unterstützen den Erhalt dieser lebendigen Traditionen als essenzielles Element des nationalen Erbes.

Kulturguterhaltung: Die Herausforderungen und Chancen

Die Bewahrung von Kulturgütern in Lateinamerika, insbesondere in Ländern wie Panama, steht vor komplexen Herausforderungen, die tief in der Balance zwischen Tradition und Moderne verwurzelt sind. Historische Stätten und alte Handwerkstechniken geraten durch die rasante Urbanisierung und wirtschaftliche Entwicklung zunehmend unter Druck. Gleichzeitig stellen Umwelteinflüsse wie tropisches Klima, Feuchtigkeit und Naturkatastrophen eine ständige Bedrohung für die Erhaltung von Bauwerken und materiellen Kulturgütern dar. Die oftmals begrenzten finanziellen Mittel der lokalen Behörden und Gemeinden erschweren Restaurierungsmaßnahmen, wodurch viele kulturelle Schätze in ihrer Existenz gefährdet sind. Der Erhalt dieses kulturellen Erbes erfordert daher nicht nur technische Restaurierungskompetenzen, sondern auch ein nachhaltiges Bewusstsein innerhalb der Gesellschaft.

Initiativen zur Kulturguterhaltung zielen außerdem darauf ab, die sozioökonomische Bedeutung des kulturellen Erbes hervorzuheben. So dienen restaurierte koloniale Viertel und indigene Kunsthandwerke nicht nur als touristische Attraktionen, sondern auch als wirtschaftliche Grundlage für lokale Gemeinschaften. Die Verbindung von Tradition und Innovation kann dabei helfen, nachhaltige Perspektiven zu schaffen, die die historischen Werte Panamas erhalten und gleichzeitig auf die Bedürfnisse einer sich wandelnden Gesellschaft eingehen.

Der Einfluss des Tourismus auf lokale Traditionen

Der Tourismus verursacht in Lateinamerika ein ambivalentes Spannungsfeld, insbesondere in kulturell reichen Regionen wie Panama. Einerseits führt der Zustrom von Besucherinnen und Besuchern zu einer erhöhten Sichtbarkeit und Wertschätzung lokaler Traditionen. Viele Gemeinschaften nutzen den Tourismus gezielt, um ihre Kunst, Musik und Feste einem internationalen Publikum näherzubringen und so finanzielle Mittel für die Kulturguterhaltung zu generieren. Beispielhaft ist das Kuna-Volk, das durch den Verkauf ihrer traditionellen Molas sowohl die Handwerkskunst fördert als auch ihren kulturellen Ausdruck bewahrt. Andererseits droht durch den Massentourismus eine Kommerzialisierung und Entfremdung der ursprünglichen Bräuche, da sich manche Veranstaltungen zunehmend an touristischen Erwartungen orientieren.

Das Phänomen der „Touristen-Traditionen“ zeigt sich besonders in urbanen Zentren wie Panama-Stadt, wo restaurierte koloniale Altstädte und folkloristische Festivals häufig für touristische Inszenierungen genutzt werden. Diese Anpassung an die Wünsche der Besucher kann zur Vereinfachung oder gar Verzerrung kultureller Inhalte führen. Die eigentliche Bedeutung und Vielfalt der Traditionen geraten dadurch manchmal in den Hintergrund, was das kulturelle Selbstverständnis der lokalen Bevölkerung beeinträchtigen kann.

Nicht zuletzt beeinflusst der Tourismus auch konkrete Lebensräume und soziale Strukturen, da steigende Immobilienpreise und touristische Infrastrukturprojekte historische Stadtviertel unter Druck setzen. Diese Entwicklung birgt die Gefahr der Verdrängung einheimischer Bevölkerungsschichten und einer Entwertung authentischer kultureller Lebensweisen. Dennoch eröffnet sich die Möglichkeit, durch eine nachhaltige Tourismusplanung und partizipative Einbindung lokaler Akteurinnen und Akteure den negativen Effekten gegenzusteuern und so einen direkten Beitrag zur lebendigen Kulturguterhaltung zu leisten.

Initiativen zur Erhaltung und Förderung kulturellen Erbes

In Panama gibt es zahlreiche Projekte, die sich dem Schutz und der Förderung des kulturellen Erbes widmen, häufig mit Unterstützung internationaler Organisationen wie der UNESCO. Die Restaurierung der historischen Altstadt Casco Viejo in Panama-Stadt gilt als herausragendes Beispiel für gelungene Kulturguterhaltung. Dort wurden neben architektonischen Maßnahmen auch soziale Programme initiiert, welche die Bewohner in Entscheidungsprozesse einbeziehen und damit die lokale Identität stärken. Solche integrativen Ansätze zeigen, dass nachhaltige Kulturerhaltung nicht isoliert von der Einwohnergesellschaft stattfinden kann.

Kulturelle NGOs und indigene Gemeinschaften arbeiten oft Hand in Hand, um traditionelle Techniken und Wissensformen lebendig zu halten. Projekte zur Dokumentation von oral history, Trachten und Musik tragen dazu bei, das immaterielle Erbe sichtbarer zu machen und für kommende Generationen zu bewahren. Die Wiederbelebung indigener Sprachen, wie etwa der Ngäbere-Sprache, wird durch Bildungsprogramme und Medienpräsenz gefördert, was einen direkten Beitrag zur kulturellen Vielfalt Panamas leistet.

Ein weiterer wichtiger Aspekt stellt die Förderung des Kunsthandwerks dar: Lokale Werkstätten, die traditionelle Fertigkeiten wie Weberei, Keramik oder Holzschnitzerei bewahren, erhalten durch gezielte Marktanbindung neue wirtschaftliche Impulse. Dabei entstehen oftmals innovative Kooperationen mit Designern, die traditionelles Kulturgut in moderne Produkte übersetzen. Diese Mischung aus Bewahrung und Innovation ermöglicht es, kulturell bedeutende Handwerke über den rein touristischen Kontext hinaus zu etablieren.

Zusammenfassend zeigen diese Initiativen, wie durch ganzheitliche Konzepte, die technische Restaurierung, soziale Integration und ökonomische Entwicklung verbinden, das kulturelle Erbe in Panama nicht nur geschützt, sondern auch lebendig gehalten werden kann. Der Austausch zwischen internationalen Partnern und lokalen Akteurinnen fördert dabei nachhaltige Strategien, die sowohl den Erhalt der historischen Werte als auch deren Weiterentwicklung sichern.

Schlussfolgerung

Nachhaltigkeit der Kulturguterhaltung in Panama und Lateinamerika

Panamas reiches kulturelles Erbe spiegelt sich nicht nur in seinen historischen Bauten oder traditionellen Festen wider, sondern auch in der aktiven Bewahrung dieser Werte durch lokale Gemeinschaften und staatliche Initiativen. So zeigt beispielsweise die Restaurierung der Kolonialstadt Casco Viejo, die seit den 1990er Jahren behutsam durchgeführt wird, wie eng wirtschaftliche Entwicklung mit Kulturguterhalt verbunden werden kann. Die Kombination aus Tourismus, der jährlich Millionen von Besuchern anzieht, und strengen Denkmalschutzgesetzen hat wesentlich dazu beigetragen, dass historische Strukturen nicht verloren gehen. Dieser Ansatz steht exemplarisch für viele lateinamerikanische Länder, in denen bemühte Balancen zwischen Modernisierung und Erhaltung der kulturellen Identität gelungen sind.

Herausforderungen durch rapide Urbanisierung und Klimawandel

Die Urbanisierung in Lateinamerika schreitet rasant voran, wobei besonders Städte wie Panama-Stadt mit einem starken Bevölkerungswachstum und Infrastrukturausbau konfrontiert sind. Diese Dynamik bringt jedoch erhebliche Risiken für historische Stätten mit sich. Überbevölkerung, fehlende Mittel für Denkmalschutz und Umweltfaktoren, darunter der zunehmende Einfluss des Klimawandels, setzen diese Kulturgüter unter Druck. Besonders die Feuchtigkeits- und Sturmproblematik in Küstengebieten wirkt sich negativ auf Stein- und Holzkonstruktionen aus. Experten warnen, dass ohne verstärkte Investitionen in den Erhalt und innovative Schutzmaßnahmen nicht nur einzelne Monumente, sondern ganze kulturelle Narrative unwiederbringlich beschädigt werden könnten.