Die Iwein-Malereien in Schmalkalden gehören zu den ältesten bekannten profanen Wandmalereien, die sich auf das „Iwein“-Epos von Hartmann von Aue beziehen. Dieses Epos, das die Abenteuer des Ritters Iwein schildert, war im Mittelalter äußerst populär und wurde im Hessenhof auf einem Tonnengewölbe aus dem frühen 13. Jahrhundert künstlerisch umgesetzt.
- Ort: Der ursprüngliche Standort der Malereien war der sogenannte Iweinkeller, das Tonnengewölbe eines landgräflichen Hofes am Neumarkt in Schmalkalden, der später als „Hessenhof“ bekannt wurde.
- Technik: Die Malereien wurden in „al secco“-Technik (Trockenmalerei) ausgeführt, bei der Farbpigmente auf trockenen Putz aufgetragen werden.
- Gefährdung: Aufgrund des Alters und der fragilen Beschaffenheit des Originals wurden die Malereien stark gefährdet. Daher entschied man sich für die Anfertigung einer originalgetreuen Raumkopie, um das Werk dauerhaft zugänglich zu machen.
Die Raumkopie im Kellergewölbe der Wilhelmsburg:
Das Projekt zur Kopie der Iwein-Malereien war ein einzigartiges Gemeinschaftsprojekt, an dem mehrere Restauratorenfamilien und Experten beteiligt waren. Ziel war es, die originale Putzstruktur, Farbigkeit und Details so authentisch wie möglich nachzubilden.
Technischer Ablauf:
- Die Oberfläche des Originals wurde Stück für Stück abgeformt, wobei umfangreiche Tests durchgeführt wurden, um den Erhalt der originalen Wandoberfläche zu gewährleisten.
- Schicht für Schicht wurden Kalkmörtel-Auflagen mit Einlagematerial und Stabilisierungsmaßnahmen ergänzt.
- Die Malereien wurden mit einem Spezialprojektor Szene für Szene auf die Kopie übertragen, wobei lichtechte Pigmente und ein geringer Zusatz von Acrylatbindemitteln verwendet wurden.
Standort der Kopie: Die Raumkopie befindet sich im Kellergewölbe unter der Schloßkirche Wilhelmsburg, das eigens dafür vorbereitet wurde, die originale Raumatmosphäre zu erhalten.
Abschluss: Die Kopie wurde 1996 zum Tag des offenen Denkmals der Öffentlichkeit präsentiert und steht seitdem als Beispiel für gelungene konservatorische Maßnahmen.
Bedeutung der Iwein-Malereien:
Die Malereien sind ein herausragendes Zeugnis mittelalterlicher Wandmalerei und ein wichtiger Beitrag zur Rezeption höfischer Literatur in der profanen Kunst. Sie zeigen nicht nur die Beliebtheit des „Iwein“-Epos im 13. Jahrhundert, sondern auch, wie mittelalterliche Künstler literarische Stoffe visuell umsetzten.
Die erfolgreiche Kopie ist ein Paradebeispiel für die Verbindung von Restaurierung, moderner Technik und handwerklichem Können. Sie erlaubt es, das Werk auch für zukünftige Generationen erlebbar zu machen, während das fragile Original geschützt bleibt.
- Dieses Projekt zeigt eindrucksvoll, wie Restauratoren mit interdisziplinärem Ansatz und modernsten Techniken zum Erhalt von Kulturgut beitragen können.
- Das Beispiel der Iwein-Malereien ist nicht nur ein Triumph des Handwerks, sondern auch ein Modell für den nachhaltigen Umgang mit gefährdetem Erbe.